Griechenland

Vom 31. März bis zum 07. April 2019 waren wir in Griechenland, haben die verschiedensten Orte erkundet und uns über die gesellschaftliche und politische Situation vor Ort informiert. Dank unserem abwechslungsreichen Programm haben wir in dieser einen Woche viel von Griechenland sehen und kennenlernen können:

Wir haben Museen und Ausgrabungen besichtigt, Schlösser und Brücken erkundet, verschiedene Stiftungen und Organisationen besucht, uns an Grab- und Gedenkstätten informiert, Kanäle und Häfen erkundet, dem griechisch-deutschen Kulturverein und der Botschaft einen Besuch abgestattet, Stadtrundgänge durch die Altstadt gemacht, etwas über das Kunsthandwerk vor Ort erfahren, viele griechische Sehenswürdigkeiten bewundert, mit einem stellvertretenen Bürgermeister gesprochen und so vieles mehr!

Inhaltsverzeichnis

Geographie

Griechenland liegt im südöstlichen Teil Europas direkt am Mittelmeer. Im Norden grenzt das Land an Albanien, Nordmazedonien und Bulgarien. Im Osten von Griechenland liegt die Türkei. Geographisch setzt sich Griechenland aus dem Festland, der Halbinsel Peloponnes und zahlreichen Inseln zusammen. Die Inseln liegen hauptsächlich in der Ägäis, in dem Ionischen und im Libyschen Meer. Die Insel Gavdos, die sich im Libyschen Meer befindet, ist nicht nur der südlichste Punkt des Landes, sondern sogar ganz Europas.

Griechenland hat eine Gesamtfläche von 131.957 km², von denen etwa 80 Prozent Festland sind und sich 20 Prozent auf die mehr als 3.000 Inseln aufteilen. Griechenland kennzeichnet sich geographisch vor allem durch zwei Besonderheiten. Zum einen hat das Land aufgrund der vielen Inseln eine enorme Küstenlänge von 13.676 km. Zum anderen weist Griechenland trotz der vergleichsweise kleinen Gesamtfläche große Distanzen innerhalb des Landes auf. Die Luftlinie zwischen den zwei Inseln, die mit am weitesten westlich bzw. südöstlich sind, beträgt ca. 983 km.

Griechenland hat einen Gebirgsanteil von etwa 78 Prozent und lässt sich daher als Gebirgsland bezeichnen. Die höchste Erhebung im ganzen Land stellt der Berg Mytikas mit einer Höhe von 2.917m dar, der sich im Olymp Gebirge befindet. Auch an Seen und Flüssen hat Griechenland einiges zu bieten. Besonders im Norden des Festlands gibt es einige größere Flüsse, die ganzjährig Wasser führen, während im Süden viele Flüsse nur saisonal Wasser führen. Der größte Fluss Griechenlands ist der Aliakmonas mit einer Länge von 297 m.

Politik

Griechenland heißt eigentlich Hellenische Republik, Hellas ursprünglich. Die Griechische Staatspräsidentin ist seit Januar 2020 Katerina Sakellaropoulou. Sie ist die erste Frau Griechenlands, die dieses Amt innehat. Sie wurde von den Abgeordneten des griechischen Parlaments mit großer Mehrheit gewählt. Sie gehört keiner politischen Partei an, gilt als progressiv und liberal. Im Dezember 1974 gab es ein Referendum, durch das die Monarchie abgeschafft und die Republik eingeführt wurde. Die griechische Verfassung trat 1975 in Kraft und definiert Griechenland darin als eine parlamentarische Republik nach sozialen und rechtsstaatlichen Prinzipien.

Das Staatsoberhaupt wird in Griechenland alle fünf Jahre gewählt und hat eine repräsentative Funktion. Seit Januar 2020 ist Katerina Sakellaropoulou Staatspräsidentin des Landes. Das griechische Parlament besteht aus einer Kammer mit 300 Sitzen und wird alle vier Jahre gewählt. Eine Besonderheit bei griechischen Wahlen ist das verstärkte Verhältniswahlrecht: Die Partei, die die meisten Stimmen bekommt, erhält zusätzlich 50 weitere Mandate im Parlament.

Die griechische Regierung wird als Ministerrat bezeichnet und besteht aus den einzelnen Minister*innen und dem Ministerpräsident. Seit 2019 hat Kyriakos Mitsotakis von der liberal-konservativen Partei Nea Dimokratia das Amt inne. Griechenland ist seit dem Kallikratis-Gesetz von 2010, durch das die öffentlichen Zuständigkeiten dezentralisiert wurden, in 13 Regionen aufgeteilt. Die Regionen werden durch ein eigenes Parlament und eine*n Regionspräsident*in verwaltet und unterteilen sich wiederum in 325 Gemeinden.

Die 13 Regionen Griechenlands sind:

1. Ostmakedonien und Thrakien
2. Zentralmakedonien
3. Westmakedonien
4. Epirus
5. Thessalien
6. Ionische Inseln
7. Westgriechenland
8. Zentral-/Mittelgriechenland
9. Attika
10. Peloponnes
11. Nördliche Ägäis
12. Südliche Ägäis
13. Kreta

Durch die Staatsschuldenkrise, in der sich Griechenland seit 2010 befindet, wurden politische Fortschritte meist von den immensen wirtschaftlichen Problemen in den Schatten gestellt. Auch haben die Krise und die nachfolgenden Reformen zu großen sozialen Schwierigkeiten geführt. Für Griechenland sind zurzeit die wichtigsten innenpolitischen Themen das Stabilisieren des Staatshaushaltes, die Förderung der Wirtschaft, das Bekämpfen der Arbeitslosigkeit und das Reformieren des Bildungs- und Gesundheitssystem.

Geschichte

Das antike Griechenland hatte einen maßgeblichen Einfluss auf die Entwicklung der europäischen Zivilisation. Viele Hervorbringungen und Entwicklungen wurden maßgeblich mitgeprägt und reichen bis in die Gegenwart hinein. Das antike Griechenland umfasst den Zeitraum, der von ca. 800 Jahren bis ca. 30 Jahre vor Christus reicht. Wir haben hier für dich 5 spannende Fakten zusammengestellt, mit denen du mehr über das antike Griechenland erfährst!

NS-Verbrechen

CN: Nationalsozialismus, Massenmord (auch an Kindern und Säuglingen), Brandstiftung, Massaker

Die NS-Verbrechen in Griechenland zählen zu den grausamsten Verbrechen der Nationalsozialist*innen im nicht-slawischen Raum. Lange Zeit waren sie in Deutschland fast unbekannt, dabei ging das NS-Regime auf brutalste Weise gegen die griechische Bevölkerung vor. Zwischen 1941 und 1944 wurden mehr als hundert Dörfer zerstört und Tausende von Menschen grausam ermordet. Bis heute wird in der Politik immer wieder um eine Entschädigung von deutscher Seite diskutiert. Es gab Massaker an vielen Orten in Griechenland, bei dem ganze Dörfer vernichtet wurden. Stellvertretend für die unzähligen NS-Verbrechen in Griechenland berichten wir dir hier von sechs solcher:

1943 wurden in der Region Viannos auf Kreta über 500 Einwohner*innen getötet und etwa 20 Dörfer ausradiert. In Dorf Kommeno, das im Westen des Festlands liegt, wurden weitere 317 Menschen ermordet, darunter auch mehrere Kinder und Säuglinge. 1944 zerstörten die Nazis in Kalavryta über 50 Dörfer und ermordete beinahe die ganze Bevölkerung: Während Männer erschossen wurden, brachte man Frauen und Kinder in das Schulgebäude, das sie daraufhin anzündeten. 1944 kam es zu weiteren Massakern, bei denen im nordgriechischen Dorf Pyrgi 350 Menschen und in der Kleinstadt Chortiatis (bei Thessaloniki) 150 Menschen erschossen oder in Gebäuden angezündet wurden. Während unseres Bildungsurlaubs in Griechenland 2019 haben wir die Stadt Distomo besucht, in der 1944 etwa 220 unbewaffnete Einwohner*innen ermordet wurden, überwiegend Frauen. In Distomo findet sich heutzutage eine Gedenkstätte für diese Verbrechen und ein Museum, das mit Hinterbliebenen arbeitet und mit jungen Menschen Vergangenes aufarbeitet.

Die jüdische Gemeinde Griechenlands, die zu einer der ältesten Europas zählte, wurde im Holocaust fast vollständig ausgelöscht. Von den etwa 70.000 griechischen Juden_Jüdinnen starben etwa 80-90 Prozent während des Holocausts. Sie wurden überwiegend nach Ausschwitz und Treblinka deportiert und dort meistens sofort ermordet.

Reparationszahlungen

Für die griechische Regierung hat Deutschland seine Schuld aus dem Zweiten Weltkrieg noch nicht beglichen. In den letzten Jahren wurden die Forderungen nach Reparationszahlungen immer lauter, auf die das Land aus griechischer Sicht Anspruch habe. Am 17. April 2019 hat das griechische Parlament offiziell beschlossen, die Reparationszahlungen für die Kriegsverbrechen und Kriegsschäden während des Zweiten Weltkrieges von der Bundesrepublik einzufordern. Dabei wird sich auf eine Summe von insgesamt 289 Milliarden Euro berufen.

Für die deutsche Bundesregierung sind Griechenlands Ansprüche längst abgegolten. Seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges habe Deutschland bereits hohe Reparationszahlungen geleistet und damit den Anspruch in juristischer wie politischer Hinsicht abgeschlossen. Deutschland beruft sich dabei hauptsächlich auf zwei Verträge: Einerseits auf ein Abkommen von 1960, mit dem festgelegt wurde, dass Deutschland 115 Millionen D-Mark an Griechenland zahlen muss – allerdings ging es hier wörtlich um das Leid der griechischen Bürger*innen und nicht um die Ansprüche des Staats. Da Deutschland damals jedoch auch Unsummen an Gold von Griechenland geraubt hat, beziehen sich die neuen Forderungen auf den wirtschaftlichen Schaden für den Staat.

Anderseits wird sich auf den Zwei-plus-Vier-Vertrag von 1990 berufen, durch den für die Bundesregierung das Thema Reparationszahlungen rechtlich abgeschlossen ist. Der Wissenschaftliche Dienst des Bundestags räumt jedoch ein, dass die Reparationen im Vertrag gar nicht erwähnt werden und dass Griechenland, als nicht am Vertrag mitwirkend, den ergebenden Nachteilen hätte zustimmen müssen.

Wie wird es weitergehen? Zuständig für die Klärung dieser Frage wäre der Internationale Gerichtshof in Den Haag. Schwierig wird es jedoch auch durch die Tatsache, dass inzwischen mehr als 80 Jahre seit den Kriegsverbrechen vergangen sind und Griechenland den Anspruch auf die Zahlungen nicht mehr geltend machen könnte.

Die Olympischen Spiele

Griechenland ist das Geburtsland der Olympischen Spiele. Es heißt, dass bereits 776. Jahre vor Christus die ersten Olympischen Spiele in Olympia stattgefunden haben sollen. Die damaligen Veranstaltungen waren nur auf Griechenland beschränkt und werden heute als die Olympischen Spiele der Antike bezeichnet. Zuerst bestanden die Spiele nur aus einem Wettlauf über die Distanz des Stadions, im Laufe der Jahre kamen jedoch verschiedenste Sportarten dazu und die Veranstaltung wurde um mehrere Tage verlängert. Die Wettkämpfe waren damals sehr brutal und es kam immer wieder vor, dass Sportler*innen sich währenddessen schwer verletzten oder starben. Ab 400 vor Christus gab es zudem bei den gymnischen Sportarten (wie Leichtatheltik, Kampf- und Kraftsport) ein Bekleidungsverbot, das alle Sportler*innen und Trainer*innen dazu verpflichtete, nackt teilzunehmen.

Durch politische Konflikte innerhalb Griechenlands und den wachsenden Einfluss des Römischen Reichs fanden die Olympischen Spiele der Antike das letzte Mal 393 nach Christus statt. Neuere Erkenntnisse haben nachgewiesen, dass sogar bis in das 6. Jahrhundert noch Wettkämpfe in einem deutlich kleineren Ausmaß stattgefunden haben könnten. Doch erst im Jahr 1896 wurden die Spiele wieder offiziell eingeführt und die ersten Olympischen Spiele der Neuzeit fanden in Athen statt. Die Olympischen Spiele sind mit der Zeit immer mehr gewachsen, sodass heutzutage ca. 10.000 Teilnehmer*innen aus fast jedem Land der Welt teilnehmen. Alle vier Jahre finden die Olympischen Spiele statt, das nächste Mal 2024 in Paris. Inzwischen umfassen die Spiele meist 35 Sportarten, davon finden 28 während der Sommerspiele und 7 während der Winterspiele statt.

Bevölkerung

In Griechenland leben aktuell etwa 10,7 Millionen Einwohner*innen. Die Bevölkerungszahl ist in den letzten Jahren stark gesunken, immer mehr Menschen verlassen das Land. Insbesondere aufgrund der Finanzkrise, die im Jahr 2010 begann und deren Auswirkungen auch heute deutlich spürbar sind, haben unzählige junge Griech*innen das Land verlassen. Viele sind für ein Studium ins Ausland gegangen und anschließend dort geblieben. Dies hat sowohl negative Folgen für die Wirtschaft als auch für den (fehlenden) Nachwuchs. Im Jahr 2011 gab es in Griechenland erstmals mehr Todesfälle als Geburten, und zwar sind 4.500 mehr Menschen gestorben als geboren. Seitdem hat sich dies nicht mehr geändert. 2020 gab es sogar 46.000 Todesfälle mehr als Geburten – hier sind auch die Auswirkungen der Pandemie sichtbar. Das Durchschnittsalter in der Bevölkerung liegt bei 45,6 Jahren, damit hat Griechenland eine der ältesten Bevölkerungen der Welt.

Das jährliche Bevölkerungswachstum in Griechenland beträgt -0,06 Prozent. Laut aktuellen Studien wird es somit im Jahr 2100 nur noch etwa 8 Millionen Einwohnende geben, also fast 25 Prozent und 2,5 Millionen Menschen weniger als heute. Griechenland fehlt es besonders an jungen Menschen und Nachwuchs. Die Geburtenrate lag 2020 bei 1,3 pro Frau und ist damit eine der niedrigsten der Welt. Der Staat versucht mit verschiedenen Maßnahmen mehr Anreize zu schaffen: Es gibt eine Prämie von 2.000,00 Euro pro Neugeborenes, Elternteile haben Anspruch auf vier Monate bezahlten Urlaub und zusätzlich zum Mutterschutz bekommen Väter für ein halbes Jahr einen Kündigungsschutz. Das Problem ist, dass diese Maßnahmen nur von Menschen in Anspruch genommen werden können, die einen festen Job haben – und das haben viele (junge) Menschen nicht.

Griechenland ist ein religiös sehr einheitliches Land. Etwa 96 Prozent der Bevölkerung bekennen sich zum orthodoxen Glauben. Griechenland ist der einzige Staat der Welt, der diese Konfession, also das Orthodoxe Christentum, als Staatsreligion erklärt hat. Religiöse Riten und Traditionen spielen daher für viele Griech*innen eine wichtige Rolle. Der Namenstag hat in Griechenland mehr Bedeutung und wird größer gefeiert als der Geburtstag. Viele griechische Vornamen stammen aus der Antike. Oft sind es Namen von Heiligen der griechisch-orthodoxen Kirche. Der Namenstag einer Person ist somit auch der Tag der oder des Heiligen, an dem gemeinsam mit Freund*innen und Familie gefeiert wird.

Frauenrechte

CN: Häusliche Gewalt, Femizid, Schwangerschaftsabbruch

In manchen Teilen Griechenlands herrscht noch eine recht traditionelle Rollenverteilung. In (heterosexuellen) Familien ist oft der Mann Arbeiter und Ernährer, während die Frau sich um die Hausarbeit und die Kinderbetreuung und -erziehung kümmert. Insbesondere zwischen Städten und ländlichen Regionen gibt es hier deutliche Unterschiede. Durch die Corona-Pandemie ist nicht nur die Schere zwischen Arm und Reich größer geworden, sondern auch die Ungleichheit zwischen den Geschlechtern hat noch einmal deutlich zugenommen. Gerade in ländlichen Regionen stellen die vielen Fälle von häuslicher Gewalt und die Femizide ein großes Problem dar.

Auch wenn mit Präsidentin Sakellaropoulou eine Frau an der Spitze Griechenlands steht, sind Frauen in vielen Bereichen noch deutlich unterrepräsentiert. Gerade in der Politik gibt es eine sehr unausgewogene Vertretung zwischen den Geschlechtern. Hier gibt es bisher keine verbindlichen Quoten und die Beteiligung von Frauen wird noch zu wenig gefördert. In dem Bereich der Selbstbestimmung ist Griechenland jedoch trotz des orthodoxen Christentums als Staatsreligion sehr fortschrittlich. Schwangerschaftsabbrüche sind in Griechenland bereits seit 1986 vollständig legalisiert.

Queere Rechte in Griechenland

In Griechenland können homosexuelle Menschen nicht heiraten oder Kinder adoptieren, aber seit 2015 eine eingetragene Lebenspartnerschaft eingehen. Dies war nur möglich, da Griechenland 2013 vom Europäischen Gerichtshof verurteilt wurde, da die eingetragene Lebenspartnerschaft bis dahin nur für heterosexuelle Paare möglich war. Griechenland hat 2005 – aufgrund der Antidiskriminierungsvorschriften der Europäischen Union – ein Antidiskriminierungsgesetz bezüglich der sexuellen Orientierung beschlossen. 2015 wurde das Schutzalter für sexuelle Handlungen zudem für alle Menschen auf 15 Jahre angeglichen, bis dahin lag es für homosexuelle Menschen bei 17 Jahren.

Hast du gewusst, dass Homosexualität in der griechischen Antike akzeptierter war als im heutigen christlich-orthodox geprägten Staat?

Besonders spannend ist, dass Homosexualität im antiken Griechenland gesellschaftlich viel akzeptierter war als heutzutage. In der Antike war Homosexualität weit verbreitet und wurde teilweise sogar aktiv gefördert. Es gibt zahlreiche Belege für sexuelle Beziehungen zwischen Männern, beispielsweise Gedichte mit diesen Liebesbeziehungen zum Thema oder Darstellungen auf Vasen, die Männer bei romantischen oder sexuellen Handlungen zeigt. Meist handelte es sich bei den Beziehungen um einen älteren Mann und einen noch deutlich jüngeren Jungen. Doch auch Beziehungen zwischen Männern gleichen Alters und gleicher Stellung wurden in der Gesellschaft toleriert.

Zu weiblicher Homosexualität in der griechischen Antike sind deutlich weniger Quellen zu finden. Allerdings gibt es die bekannte Dichterin Sappho, die von der drittgrößten der griechischen Insel stammt. Sappho schreibt in ihren Gedichten über ihre Liebe und Beziehungen zu Frauen – und auch diese waren gesellschaftlich akzeptiert. Das heutige Wort „lesbisch“ ist abgeleitet vom Namen der Insel „Lesbos“ und erinnert an die bekannte Dichterin, die dort lebte und schrieb.

Flucht und Migration

Als wir im April 2019 unseren Bildungsurlaub in Griechenland gemacht haben, haben wir eine Organisation besucht, die sich vor Ort für Geflüchtete einsetzt. Das sogenannte „Athens coordination center for migrant and refugee issues“ (ACCMR) vereint inzwischen 92 nationale wie internationale Organisationen und Agenturen. Gemeinsam wird sich hier um die vielen geflüchteten Menschen gekümmert, die nach Griechenland kommen und dringend auf Hilfe angewiesen sind.

Aufgrund der langen Küste, der vielen Inseln und der Lage an der EU-Außengrenze ist Griechenland für viele Geflüchtete ein erster Anlaufpunkt in Europa. Seit 2014 erreichen insbesondere die griechischen Inseln Lesbos, Chios und Samos täglich mehrere Boote mit zahlreichen geflüchteten Menschen, die meist in der Türkei starten. Die humanitäre Lage für Geflüchtete in Griechenland ist aufgrund der hohen Anzahl der ankommenden Menschen, der griechischen Wirtschaftskrise und Asylpolitik sowie der Corona-Pandemie sehr angespannt.

In Griechenland gibt es aktuell kein funktionierendes Schutzsystem. Die Erstaufnahmen sind überfüllt, die Asylpolitik völlig überlastet. Den geflüchteten Menschen mangelt es an sicheren Unterkünften, an medizinischer Grundversorgung, an Nahrungsmitteln sowie insgesamt an Sicherheit und Unterstützung. Die griechischen Behörden schicken Geflüchtete teilweise illegal ohne ein rechtmäßiges Asylverfahren zurück, setzen dafür Geflüchtete gegeneinander ein und verweigern häufig auch legale Möglichkeiten, in andere EU-Staaten weiterzureisen.

Wirtschaft

In Griechenland umfasst der Dienstleistungssektor ungefähr 80 Prozent der Wirtschaft (Stand 2017). Zu den wichtigsten Branchen gehören der Tourismus, der Handel, der Schiffsverkehr und die Finanzdienstleistungen. Besonders der Tourismus ist in Griechenland eine der zentralen Säulen des Außenhandels und hat in den letzten Jahren einen starken Aufschwung zu verzeichnen. Griechenland gehört sogar zu den 15 meistbesuchten Ländern der Welt (Stand 2016), was unter anderem auch an den vielen Kreuzfahrten liegt.

Griechenland importiert zahlreiche Produkte, die überwiegend für die Industrie im Land verwendet werden. Rohöl ist das Produkt, das am meisten importiert wird und etwas mehr als 20 Prozent des Gesamtimports ausmacht. Bei den anderen Produkten handelt es sich überwiegend um raffiniertes Öl, Medikamente sowie Passagier- und Frachtschiffe. Die Exporte Griechenlands umfassen ebenfalls überwiegend raffiniertes Erdöl und Medikamente. Doch auch Kunststoffe und verschiedene Eisen- und Stahlprodukte werden in großen Mengen exportiert. Den größten Anteil machen dabei Kupferrohre und Aluminiumbeschichtungen aus. An griechischen Nahrungsmitteln werden besonders (verarbeitetes) Obst und Gemüse, Olivenöl sowie tierische Produkte, allen voran nicht filetierter Fisch, exportiert.

Die wichtigsten Exportpartner für Griechenland stellen die USA, Großbritannien, Saudi-Arabien, Ägypten und der Libanon dar. Im Jahr 2021 hat Griechenland Waren in einem Wert von 44,5 Milliarden Euro exportiert. Im Jahr 2020 waren es noch 33,2 Milliarden Euro. Dieser Wert ist somit in nur einem Jahr deutlich angestiegen.

Die griechische Staatsschuldenkrise

Die griechische Staatsschuldenkrise beschäftigt nicht nur Griechenland, sondern ganz Europa seit Jahren. Aber weißt du, wann und wodurch die Krise ausgelöst wurde und wie viel Geld welche EU-Institutionen an Griechenland überwiesen haben? Wir haben hier fünf Fakten für dich, mit denen du mehr über die Finanzkrise erfahren kannst:

Soziale Auswirkungen der Krise

Während unseres Bildungsurlaubs haben wir einen besonderen Stadtrundgang in Athen gemacht: Und zwar haben wir uns nicht die Sehenswürdigkeiten angeschaut, sondern wurden von einem obdachlosen Mann durch die Stadt geführt. Er hat uns andere Ecken der griechischen Hauptstadt gezeigt: dunkle Ecken, leer stehende Ruinen, in denen viele auf Pappkartons schlafen und Kirchen, die kostenlos Suppe verteilen. Die Idee für die Stadtführungen hatte Christos Alefantis, der auch Chef der Athener Obdachlosenzeitung „Shedia“ ist. Inzwischen gibt es mehrere obdachlose Stadtführer*innen, die sich über diese Beschäftigung freuen und Menschen darauf aufmerksam machen, wie die Situation für obdachlose Menschen in Griechenland ist.

Wir haben hier für dich fünf Fakten, mit denen du mehr über die Arbeits- und Obdachlosigkeit und die Armut in Griechenland erfährst:

1. Die Arbeitslosigkeit in Griechenland fiel 2020 auf 16,1 Prozent – für Griechenland ist das der niedrigste Wert seit 9 Jahren, im EU-Durchschnitt (der 6,5 Prozent beträgt) ist der Wert immer noch enorm hoch.

2. Viele Griech*innen arbeiten in schlecht bezahlten Teilzeitjobs, teilweise in prekären Verhältnissen und (wenn überhaupt) mit befristeten Arbeitsverträgen. Durch die niedrigen Löhne haben die meisten Menschen im hohen Alter nur sehr geringe Rentenansprüche.

3. Ein Drittel der Einwohner*innen, das heißt mehr als 3 Millionen Menschen, leben in Griechenland am Rande der Armutsgrenze.

4. Die Jugendarbeitslosigkeit in Griechenland liegt bei ca. 40 Prozent. Etwa zwei Drittel der Griech*innen zwischen 18 und 34 Jahren leben noch bei ihren Eltern.

5. Es gibt keine genauen Angaben darüber, wie viele Menschen in Griechenland wohnungslos sind. Geschätzt wird die Anzahl an obdachlosen Menschen auf ca. 21.000, Tendenz deutlich steigend.

Der Hafen von Piräus

Der Hafen von Piräus ist der größte Seehafen Griechenlands und stellt aufgrund der günstigen geografischen Lage eine besonders wichtige Handelsbrücke zwischen Europa und Asien dar. Jährlich verkehren hier etwa 18 Millionen Passagiere, damit ist der Hafen einer der größte im ganzen Mittelmeerraum. Der Hafen von Piräus liegt in der Region Attika unweit von Athen entfernt. Die vielen Passagiere fahren vom Hafen oft direkt mit Fähren weiter zu den griechischen Inseln der Ägäis. Doch auch als Güterumschlagplatz spielt der Hafen eine entscheidende Rolle. 2019 zählte der Hafen mit einem Containerumschlag von 5,65 Millionen TEU zum Hafen mit dem größten Containerumschlag am Mittelmeer.

Athen hatte bis zum 5. Jahrhundert vor Christus nur eine Handelsflotte, die aus kleinen Schiffen bestand. Mit der Zeit wurden immer größere Schiffe gebaut und die Bucht Piräus als Hafen ausgesucht. Die Stadt und der Hafen wurden mit Mauern geschützt, stetig weiter ausgebaut und erlangten eine hohe wirtschaftliche Bedeutung für Griechenland. 1944 wurden der Hafen und die Stadt aufgrund dessen von der Wehrmacht zerbombt. Der Wiederaufbau begann erst 1955. 2002 gab es einen Konzessionsvertrag zwischen der griechischen Regierung und der PPA (Piraeus Port Authority), in denen das Hafengelände und die Gebäude erst für 40, dann für insgesamt 50 Jahre an die PPA verpachtet wurden. Durch die Finanzkrise wurden 51 Prozent des Containerhafens 2009 an ein chinesisches Staatsunternehmen verpachtet. Seitdem hat sich die wirtschaftliche Situation des Hafens deutlich verbessert. China hat viel Geld in den Ausbau des Hafens investiert, aktuell gibt es drei Container-Terminals und 12 Gates.

Der Hafen ist ein gutes Beispiel für eine kurzfristige Lösung, die auf lange Sicht jedoch keine Probleme gelöst hat: Griechenland sah sich gezwungen, den Hafen zu verpachten, um an Geld zu gelangen. Kurzfristig konnte damit auch ein Gewinn erzielt werden. Doch auf lange Sicht gehen nun der Großteil aller Einnahmen und Gewinne an das chinesische Staatsunternehmen und Griechenland bekommt nur einen Bruchteil.

Tipps für deine nächste Griechenlandreise

Dein nächster Griechenlandurlaub ist schon in Planung? Wir haben hier fünf Tipps für dich, mit denen deine nächste Reise nach Griechenland unvergesslich wird!


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